Seit meinem letzten buchardt-Test im Jahr 2020 habe ich die Marke weiterhin mit Spannung beobachtet. Während die aktiven buchardt-Lautsprecher mit immer weiter verfeinerten Presets verbessert wurden, kamen einige Sonderserien und der passive S400 MKII auf den Markt. Mit dem aktiven A10 zum zehnten Jubiläum beginnt in meinen Augen eine neue Ära.

Der Anniversary 10 ist für mich auf ganzer Linie ein außergewöhnlicher Lautsprecher. Da ich meine im Teaser gemachte Aussage in einigem Umfang erläutern will, steige ich direkt und ohne weitere Umschweife ein. Wer mehr über die mit inzwischen elf Jahren noch immer eher junge Firma buchardt erfahren möchte, findet in den bisher bei uns erschienenen Testberichten zum S300 MKII, S400, S400 MKII und A500 einige Hintergrundinfos. Es passt gut, dass ich selbst auch den A500 getestet habe, denn auf gewisse Weise kann man ihn als Vorgänger des A10 ansehen. Beim A10 steht A nicht nur für active oder aktiv, sondern gleichermaßen auch für Anniversary. Gleichgeblieben ist das WiSA-Prinzip, also die Plattform aus Verstärkersektion und DSP, die in jedem Lautsprecher sitzt und über einen Hub mit bis zu 96 Kilohertz und 24 Bit Auflösung kabellos bei weniger als einem Sample Kanaldifferenz angestreamt werden kann. Mit Spotify Connect, Airplay, Chromecast, DLNA, Roon Ready, Bluetooth, RCA, Miniklinke, USB, HDMI (ARC) und S/PDIF optisch und koaxial bietet der Hub jeden erdenklichen Anschluss und ist sogar in einer 7.1-Ausführung erhältlich. Wie üblich kann der Lautsprecher mit verschiedenen Master-Tunings des Herstellers dem eigenen Geschmack angepasst werden. Was aber unterscheidet den neuen A10 vom A500? Eine ganze Menge. Während der A500 über einen Tiefmitteltöner auf der Vorder- und einen Basstreiber auf der Rückseite verfügte, setzt der A10 auf nur noch einen Tiefmitteltöner auf der Front. Der Hochtöner sieht zwar gleich aus, ist aber eine Neuentwicklung und die Kalotte nicht mehr aus Gewebematerial, sondern aus Aluminium. Das Gehäuse besteht aus Echtholz. Messtechnisch soll es den üblichen MDF- und HDF-Gehäusen sogar minimal überlegen sein. Ich bin nicht unbedingt als Liebhaber heller Hölzer bekannt, aber die Natureiche ist einfach nur wunderschön. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mich persönlich zwar eher für geflammte Eiche oder Nussbaum entscheiden, aber mit der Struktur, Tiefe, Eleganz und organischer Wärme, die das Holz ausstrahlt, kann sich keine Lackierung messen. Wenn sich das Gehäuse akustisch sogar vorteilhafter als MDF verhält, umso besser. Ein weiterer positiver Faktor des Holzgehäuses dürfte ein weniger kritisches Abnutzungsverhalten und die Möglichkeit zur Ausbesserung sein. Theoretisch kann man das Gehäuse sogar nach Wunsch beizen oder lasieren.

Die Staubschutzabdeckungen halten magnetisch
Die Staubschutzabdeckungen halten magnetisch

Nachdem ich den Lautsprecher schon in den ersten Zeilen des Berichts gelobt habe, darf ich es mir wohl leisten, meine Schwierigkeiten mit dem WiSA-System zu haben, nicht nur bei buchardt, sondern immer. Prinzipiell ist das Konzept sehr gut und funktional, allerdings läuft die Einrichtung in der Praxis für mich nie ganz so reibungslos wie sie soll. Vielleicht bin ich einfach zu ungeduldig oder habe immer Pech, aber an irgendeiner Stelle hakt es jedes Mal. Dafür ist das System, sobald alles sitzt, umso laufstabiler. Außerdem macht der Hub auf mich immer einen etwas billigen Eindruck. Nach dem Anschließen kann man ihn glücklicherweise ganz weit hinten im Schrank verstecken, die wiederum hochwertig wirkende Fernbedienung funktioniert nämlich ohne Sichtkontakt zum Hub. Außerdem, und das ist wirklich ein tolles Feature, leuchten die LEDs zur Quell- und Lautstärkeanzeige auf ihr von selbst, sobald die Fernbedienung bewegt wird. Positiv formuliert könnte man sagen, es wurde an der richtigen Stelle gespart. Wenn man so gar nicht mit dem Hub leben kann, ist ein deutlich teurerer Primare SC15 MKII eine Option. Dieser beherrscht jetzt endlich ebenfalls die automatische Raumkorrektur und manuelle Equalizerfunktion, man muss allerdings auf die kluge Fernbedienung und den HDMI-Anschluss des Hubs verzichten. Das WiSA-Konzept sieht leider noch immer nicht vor, dass auch Quellen, die direkt an den XLR-Buchsen der Lautsprecher angeschlossen werden, mit EQ-Korrekturen versehen werden können. Wenn man wie ich roon als Zuspieler nutzt, stört das aber nicht weiter, denn auch in roon ist eine effektive Korrektur möglich.

Der neuentwickelte Hochtöner verfügt jetzt über eine Alu- statt einer Gewebekalotte
Der neuentwickelte Hochtöner verfügt jetzt über eine Alu- statt einer Gewebekalotte


Der A10 ist bei weitem nicht der erste Aktivlautsprecher in meinen vier Wänden, aber sehr wohl erst der zweite, der es dem Nutzer möglich macht, ihn nach eigenen Wünschen klanglich vollkommen frei anzupassen. Zwar ist auch eine automatische Anpassung an die raumakustischen Gegebenheiten per App mit dem eigenen Smartphone-Mikrofon möglich, sofern man ein iPhone ab Generation 6s besitzt. Für alle anderen Smartphones benötigt man das gesondert erhältlichen Zen Mic. Darüber hinaus „darf“ man die Lautsprecher aber auch komplett frei in einem Rahmen von ±10 Dezibel anpassen. Dabei sind Hoch- und Tiefpässe mit sechs oder zwölf Dezibel Flankensteilheit, Shelving-Filter für hohe und tiefe Frequenzen sowie vollparametrische Filter möglich. Inzwischen sind wir also so weit, dass das gesamte Konzept „Lautsprecher“ auf eine Art neu gedacht werden kann.

Die besondere Sicke soll Verzerrungen reduzieren
Die besondere Sicke soll Verzerrungen reduzieren

Bei der Suche nach dem perfekten Lautsprecher darf man eines nicht vergessen: Den eigenen Hörraum. Denn dieser gestaltet neben dem Lautsprecher selbst den wahrgenommenen Klang maßgeblich. Um also in seinem Wohn-, Arbeits- oder Hörzimmer den optimalen Klang zu erreichen, gibt es verschiedene Wege. Option 1: Man sucht einfach so lange, bis man den einen Lautsprecher gefunden hat, der perfekt mit seinem Raum harmoniert. Option 2: Man optimiert den Raum, damit die Lautsprecherwahl weniger kritisch wird und mehr Lautsprecher in Frage kommen. Dabei kann in höheren Frequenzbereichen schon eine Menge mit der Anzahl und geschickten Aufstellung von Möbelstücken, Wandregalen und ähnlichem getan werden. In tieferen Frequenzbereichen spielen insbesondere die Raumgröße und der Wandabstand der Lautsprecher eine übergeordnete Rolle. Optimierungen in diesem Bereich sind aufwendig, nicht gerade günstig und oft auch nicht wirklich platzsparend. Besonders in kleinen Räumen stößt man sehr schnell an Grenzen. Gerne wird dann ein Lautsprecher empfohlen der besonders tiefe „Problem-„Frequenzen gar nicht erst anregt, was ich für eine Lösung aus dem vorigen Jahrhundert halte. Dies führt zu Option 3: Man nutzt einen Equalizer, um die Problembereiche des Raumes zu behandeln und/oder geht sogar so weit, den Lautsprecher dem Raum und dem eigenen Geschmack anzupassen. Nach wie vor ist diese dritte Option verschrien. Ich frage mich, wieso. Letztendlich passiert in der Lautsprecherentwicklung nichts anderes. Der Tiefmitteltöner schreit bei einem Kilohertz zu sehr? Die Frequenzweiche wird kurzerhand so ausgelegt, dass sie den Frequenzbereich etwas absenkt. Nun gibt es genügend HiFi-Menschen, die bereits hier aussteigen und sagen: Ein Lautsprecher, der nur gut klingt, wenn die Treiber gefiltert werden, ist schlecht entwickelt. Diese Meinung sei jedem zugestanden und ist vollkommen in Ordnung. Geht man in der Entwicklung einen Schritt weiter, lässt man den Treiber selbst optimieren oder schaut, ob man über die Gehäusekonzeption Abhilfe schaffen kann. Bei Klassikaufnahmen gilt Ähnliches auf umgekehrte Art und Weise: Wenn eine Entzerrung nötig ist, wurde entweder das Mikrofon falsch positioniert oder von vornherein das falsche Mikrofon gewählt. Wenn nun aber trotzdem alle Bemühungen nichts nutzen, macht es dann Sinn, sich gegen den Equalizer-Einsatz respektive die Absenkung mittels der Frequenzweiche als letztes Mittel zu sperren und die nervigen ein Kilohertz zu ertragen? Ich denke nicht. Natürlich bleibt eine Kombination aus Option 1, 2 und 3 das Optimum, aber die uns heute gegebenen technischen Möglichkeiten zum Equalizer-Einsatz sind einfach zu mächtig, um ignoriert zu werden. Und noch eine weitere Überlegung zum Thema Equalizer: Wenn das Gesamtergebnis der Wiedergabe aus Lautsprecher und Raum besteht und beide Parameter untrennbar miteinander verbunden sind, spielt der Einfluss des Raumes, in dem der Lautsprecher entwickelt wurde, eine ebenso große Rolle wie der Raum, in dem der Lautsprecher später spielen soll. Im bestem Fall ist der Entwicklungsraum möglichst neutral. Im schlechtesten Fall wurde bei der Lautsprecherentwicklung für den Entwicklungsraum kompensiert und diese Kompensation passt jetzt im eigenen Raum zuhause überhaupt nicht mehr. Dabei ist es übrigens unerheblich, ob ausschließlich mit den Ohren, oder auch mit Messungen entwickelt wurde. Selbst wenn in einem reflexionsarmen Raum gemessen wurde: Unsere Hörräume sind nicht reflexionsarm. Dementsprechend ist eine linealglatte Messung in einem solchen Raum zwar eine gute Grundvoraussetzung, aber sagt überhaupt nichts darüber aus, ob der Lautsprecher auch in unserem eigenen Raum gut funktioniert. Selbst der beste Entwickler kann folglich nur eine mehr oder weniger grobe Annäherung an eine perfekte Ankopplung an unseren Raum gewährleisten. Natürlich ist der Frequenzverlauf eines Lautsprechers nur ein Merkmal und es fallen noch viele andere Faktoren wie Raumdarstellung – die teilweise auch vom Frequenzverlauf abhängig ist –, Auflösung, Impulsverhalten, Klirrverhalten und weitere vollkommen individuelle Anforderungen an einen Lautsprecher ins Gewicht. Für mich bleibt der Frequenzverlauf jedoch an erster Stelle. Möglicherweise bin ich, als jemand, der mit seinen Ohren täglich arbeitet und darauf trainiert ist, verschiedene Frequenzbereiche zu identifizieren, zu bewerten und zueinander in einen Kontext zu setzen, in dieser Hinsicht pedantischer als Sie, aber letztendlich streben wir mit unserem Hobby doch in den meisten Fällen nach Perfektion und da kann ein Dezibel zu viel im Bassbereich oder Hochton schon entscheidend sein. Und diesem einen Dezibel kann man eben manchmal nur mit einem Equalizer, im wahrsten Sinne des Wortes, einen Strich durch die Rechnung machen. Natürlich hat ein Equalizer Nachteile und gerade wer sich mit dem Thema „linearphasige Filter“ auseinandersetzt, trifft damit auf die nächste große Kontroverse. Aber letztendlich gilt wie bei den meisten Dingen, dass es gar nicht so sehr auf das Werkzeug ankommt, sondern viel mehr darauf, ob man es einzusetzen weiß. Das ist wahrscheinlich der allergrößte Nachteil beim Equalizer-Einsatz: Ohne sich mit dem Thema auseinanderzusetzten und eine Lernkurve kommt man mitunter nicht zum gewünschten Ziel.

Für buchardt fertigt PURIFI eine Sonderanfertigung mit drei einzeln angetriebenen Schwingspulen
Für buchardt fertigt PURIFI eine Sonderanfertigung mit drei einzeln angetriebenen Schwingspulen

Deshalb betrachte ich den A10 und andere Vertreter seiner Art als einen Lautsprecher neuer Art. Etwas zu viel Bass? Dann dreht man ihn eben einfach ein bisschen runter. Sänger wirken in den unteren Mitten zu präsent? Einige wenige Dezibel mit einem Peak-Filter rausdrehen und voilá, Ziel erreicht. Da das gesamte Konzept des A10 auf einer DSP-Frequenzweiche basiert und somit bis kurz vor die Treiber sowieso komplett digital ist, kann ein Equalizer problemlos ohne zusätzliche Wandlung eingeschleift werden. Mit einer DSP-Frequenzweiche sind Dinge möglich, die passiv nur schwer, mit riesigem (Bauteil-)Aufwand oder gar nicht umsetzbar sind. Dafür gibt es einen eklatanten Nachteil: Eine DSP-Frequenzweiche spielt immer nur so gut wie der nachgeschaltete Digital-Analog-Wandler. Dementsprechend haben auch passive Frequenzweichen ihre Vorteile und Daseinsberechtigung, gerade im absoluten High-End Bereich, in dem man auch auf allen anderen Ebenen nur vom Feinsten auffährt. Die Qualität des internen Wandlers der A10 und der kabellose Betrieb über den kleinen Stereohub bewegen sich jedoch bereits auf einem verblüffend hohen Niveau. Gemeinsam mit der Treiberwahl und der Gehäuseentwicklung von buchardt hat der WiSA-Standard für mich einen neuen Gipfel erreicht. Der erste Hinweis darauf ist, dass ich beim Einschalten der auf meinem üblichen Lautsprecherplatz positionierten A10 gar nichts höre. Viele WiSA-Produkte sind mir in der Vergangenheit durch ein zwar sehr leises, aber in geringeren Hörabständen und in leisen Umgebungen oder bei geringen Abhörlautstärken für mich durchaus hörbares und nicht irrelevantes, Grundrauschen aufgefallen. Nicht so die A10. Es herrscht Stille. Herrlich.


Eingelassen in die Rückseite ruht die Verstärker- und DSP-Weichenelektronik
Eingelassen in die Rückseite ruht die Verstärker- und DSP-Weichenelektronik

Zumindest kurz. Denn im Anschluss folgt Billie Eilishs „my boy“ vom Album Don’t Smile at Me von Qobuz über roon direkt an den Hub gestreamt. Eigentlich kann ich den Test an dieser Stelle schon wieder beenden. Das Potential der A10 offenbart sich sofort. Nicht nur, dass der Tieftöner abartig viel Bass in den Raum schmeißt und Billies Stimme davon nicht im Geringsten negativ beeinflusst oder überlagert wird, auch der neue Hochtöner macht sofort auf sich aufmerksam. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass er eine Neuentwicklung ist und wundere mich ein wenig, dass meine Erinnerung an den A500 mich scheinbar so sehr trügt. An diese Durchhörbarkeit und Freiheit von jedweder Schärfe oder Irritationen im Hochton konnte ich mich beim besten Willen nicht erinnern – und der Hochton der A500 war nicht schlecht. Nun ist es einem Hersteller mitunter nicht unbedingt genehm, wenn ein Vorgänger im direkten Vergleich schlecht abschneidet, gerade, wenn noch ein paar Exemplare im Verkaufsregal stehen, aber für meine Ohren und meinen Geschmack ist der A10 eine Weiterentwicklung, die den A500 unangenehm weit hinter sich lässt. Auch der A500 war ein Basswunder und gerade, wenn der vordere Treiber mit dem Drei-Wege-Preset entlastet wurde, konnte er im Test auch im Mittelton glänzen, aber das, was vorher zwei Treiber verrichtet haben, erledigt jetzt ein einziger mit Bravour, wohlgemerkt in einem geschlossenen Gehäuse. Der PURIFI-Woofer ist ein wahres Monster. Für buchardt wurde er mit drei Schwingspulen ausgestattet, an denen sich jeweils eine Endstufe mit 50 Watt zu 150 Watt Tiefmitteltonleistung summiert. Auf dem Papier schafft es der A10 nicht ganz so tief wie der A500 und ich kann mir vorstellen, dass der A500 insgesamt noch etwas lauter spielen kann, bevor er aufgibt, aber ganz ehrlich: Da pfeif ich gepflegt drauf. In meiner eher wandnahen Aufstellung ist definitiv sowieso noch zu viel Bass vorhanden, aber seine Qualität, Konturiertheit und Punch lassen bereits jetzt tief blicken. Die Wiedergabe ist insgesamt so detailliert und hochauflösend, dass ich mir über die Wandlerqualität des WiSA-Systems überhaupt keine Gedanken mehr mache. Nachdem ich mit dem Flat-Preset gestartet bin, verspreche ich mir einzig vom Nearfield-Preset überhaupt noch eine Verbesserung, bevor ich mit der Raumkorrektur beginne. Die Charakteristik des Lautsprechers gefällt mir, abgesehen vom zu lauten Bass, derartig gut, dass ich an ihr definitiv nichts ändern möchte. Damit sind die meisten Presets uninteressant. Ein Hochpass bei 60 Hertz entspräche der erwähnten Lösung aus dem letzten Jahrhundert nach dem Motto „Alles was Probleme machen kann, einfach kategorisch abstellen“. Auch das Wall-Filter-Preset ist eher für Nutzer gedacht, die sich nicht im Detail mit einer Raumanpassung beschäftigen möchten, und agiert prinzipbedingt verhältnismäßig grob, wenn auch nicht ineffektiv. Für die Presets „Extra Details“, „Warm“ oder „Forward Midrange“ sehe ich ebenfalls nicht den Hauch einer Notwendigkeit.

Der Hub und die dazugehörige Fernbedienung müssen stets separat erworben werden
Der Hub und die dazugehörige Fernbedienung müssen stets separat erworben werden

Mit Anathemas „The Beginning and the End” vom Album Weather Systems teste ich das Nearfield-Preset und tatsächlich funktioniert es in meinem Raum noch besser. Bei meinem üblichen mit unter zwei Metern eher geringem Sitzabstand auch kein Wunder. Bereits das Klavier in der Einleitung wirkt etwas kohärenter. Es beeindruckt mich nochmals, wie durchgezeichnet der Bassbereich trotz insgesamt zu viel Pegel und zusätzlich maximaler Anregung meiner Raummoden ist. Das Nearfield-Preset ist zu einem kleinen Anteil mitverantwortlich, da es einige Hertz Tiefgang opfert, die Tiefbassflanke etwas früher abschneidet und den Treiber so minimal entlastet. Obwohl es für meinen Geschmack und Linearitätsanspruch noch immer einfach zu viel Bass ist, geht er mir nicht auf die Nerven oder wirkt gar aufdringlich. In dieser Hinsicht bin ich maximal empfindlich und lasse mich nicht leichtfertig zu einer derartigen Aussage hinreißen. Wer ungezügelten, von jeglicher Vernunft befreiten Bass insbesondere in großen Räumen sucht, ist vielleicht doch bei einer A700 LE besser aufgehoben, denn der PURIFI-Midwoofer bleibt – wie ich finde: dankenswerterweise – auf seine Art kultiviert. Das eigentlich unglaubliche ist aber, wie elegant und einfühlsam der Mittenbereich trotz Tiefbassattacke ausfällt. Auch hier verhilft das Nearfield-Preset zu einer noch geschmeidigeren und emotionaleren Stimmwiedergabe mit einem tollen Fokus.

Dank des Zen Mikrofons ist eine automatische Einmessung auch mit Android-Phones möglich
Dank des Zen Mikrofons ist eine automatische Einmessung auch mit Android-Phones möglich


Es wird Zeit, endlich dem Bassbereich Einhalt zu gebieten. Zuletzt habe ich mit dem Zen-Mikrofon gute Erfahrungen gemacht, dieses Mal überzeugt mich das Ergebnis der automatischen Einmessung aber nicht. Buchardt empfiehlt nach wie vor, mit dem Mikrofon den gesamten Raum abzuschreiten. Diese Variante war in meinem Fall definitiv notwendig. Wenn ich ausschließlich an meiner Hörposition gemessen habe, wie ich es bei den Econik SIX erfolgreich gemacht habe, wurde alles korrigiert, aber nicht das, was eigentlich zu korrigieren gewesen wäre. Beim Abschreiten des Raumes wurden meine Raummoden wenigstens korrekt erkannt, aber trotzdem für meinen Geschmack nur unzureichend kompensiert. Mit etwas mehr Geduld und Ausprobieren wäre ich sicher auch mit der automatischen Einmessung zu einem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen. Da ich speziell im Bassbereich einen sehr linearen Frequenzgang bevorzuge und einige weitere Geschmackskriterien anzumelden habe, die die automatische Anpassung nicht berücksichtig, habe ich die Entzerrung mit eigenem Messequipment manuell durchgeführt. Dabei habe ich aufgrund meines kleinen Raumes und des geringen Wandabstands der Lautsprecher unter 70 Hertz am meisten zu tun. Darüber hinaus habe ich einen breitbandige Überhöhung um 500 Hertz abgesenkt und zwei kleine Peaks bei etwa 125 und 1.700 Hertz um wenige Dezibel gezähmt. Inzwischen bin ich in dieser Disziplin sehr routiniert und kann nur jeden, der Lust hat in diesem Bereich zu lernen, dazu ermutigen, es einfach auszuprobieren, denn ultimativ entscheiden der eigene Geschmack und die eigenen Ohren über das, was gefällt und kein Auto-EQ. Prinzipiell bietet es sich als Einsteiger oder in Ermangelung von Messequipment jedoch an, sich mit dem Absenken von zu vorlauten Frequenzbereichen zu begnügen.

So kann ein Korrekturvorschlag nach einer automatischen Messung aussehen
So kann ein Korrekturvorschlag nach einer automatischen Messung aussehen

Durch die Frequenzgangkorrektur kann ich dem Lautsprecher natürlich keine Tugenden anerziehen, die er nicht sowieso schon beherrscht. Es wäre also vollkommen falsch anzunehmen, dass der Lautsprecher bei mit nur so gut klingt, weil ich den Frequenzgang entsprechend entzerrt habe. Seine extrem gleichmäßige Abstrahlung über den gesamten Frequenzgang und auch außerhalb der Hauptachse ist eine dieser Tugenden. Außerdem ist die Grundabstimmung bereits unglaublich gut gelungen. Die Treiber werden genau in ihren Komfortbereichen betrieben und agieren absolut bruchlos miteinander. Zurück bei Anathemas „The Beginning and the End”, bei dem dank der Korrektur jetzt eine perfekte Ausgewogenheit zwischen den verschiedenen Frequenzbereichen herrscht: Nichts stört, jede einzelne Note sitzt, kein Detail wird mehr maskiert. Wenn ein Lautsprecher es schafft, eine durchschnittlich gute Aufnahme wie diese auf ein gänzlich neues Niveau zu heben und sie nicht gegen eine audiophile Hochglanzaufnahme abschmieren lässt, stimmt für mich einfach alles. Genau das schafft der A10. Ich habe es schon oft erlebt, dass das voller werdende Arrangement des Musikstücks schnell ins Unkontrollierte abrutscht, dies ist hier aber nicht der Fall. Und das sogar, obwohl bemerkenswert viele Details herausgearbeitet werden. Egal wo man hinhört, Stimme, Gitarren, Schlagzeug, überall sprüht Energie und eine Transparenz, die ihresgleichen sucht. Die Beckenreproduktion gehört für mich zu den besten, die ich überhaupt jemals gehört habe. Somit spielt der neue buchardt-Hochtöner für mich ohne Frage in der Oberliga mit. Und dass der Tiefmitteltöner ebenfalls zum Besten gehört, was die Treiberwelt aktuell so herzugeben hat, dürfte auch bekannt sein. Wohlgemerkt beides in einem Lautsprecher weit unterhalb der 10.000-Klasse. Insgesamt schafft es der kleine Lautsprecher aber trotzdem nicht gänzlich, dieses bestimmte Gefühl von Echtheit und die Illusion von „Hautnah dabei“ zu erzeugen. Er bleibt tendenziell seinem Monitor-Charakter treu und vermittelt eher einen Eindruck von Präzision und Akkuratesse. Dabei wirken dennoch ausnahmslos alle Instrumente enorm authentisch und hinreißend schön. Für mich persönlich zählt das mehr als das letzte Fünkchen Live-Gefühl, denn mal ehrlich: Nur live ist live. Letztendlich hören wir immer nur eine Interpretation von einem Live-Ereignis durch die Ohren der Produzenten. Und eben dieser Interpretation bleiben die Anniversary 10 hochgradig treu.

Egal was ich höre, ich staune darüber, mit wie viel Hingabe mir kleinste Details präsentiert werden. In „Alba II“ der Folk-Formation Faun vom Album Midgard beispielsweise wird mir das erste Mal so richtig bewusst, dass im Chorus vier verschiedenen Stimmen zu hören sind und nicht nur zwei. An den so wunderbar minutiös nachgezeichneten Klängen der teils exotischen Instrumente, die mir aus Folk-Sessions inzwischen aber auch in Natura bestens vertraut sind, kann ich mich kaum satthören. So richtig verrückt wird es dann bei Musik wie Albéniz Suite Española No. 1, die Rafael Frühbeck de Burgos für Orchester arrangiert und gemeinsam mit dem Philharmonia Orchestra 1968 selbst für Decca eingespielt hat. In Stücken wie Asturias sind die Durchzeichnung, Vehemenz und Attacke, die der Lautsprecher zu vermitteln mag, ohne dass die Bläser auch nur im Geringsten stechend oder überpräsent wirken, normalerweise nur größeren Kalibern vorbehalten. Auch wenn meine Standlautsprecher insgesamt vielleicht noch einen Hauch souveräner und räumlicher zu spielen vermögen, an der Homogenität und Ansatzlosigkeit, die die A10 bei Orchesterakzenten an den Tag legen, kommen sie nicht vorbei. An ihrer unangestrengten, fast beiläufigen Präzision und Transparenz sowieso nicht.

Bei Atli Örvarssons Musik zum Film „Der Adler der neunten Legion“ respektive „The Eagle“ meldet sich der zwar pegeltechnisch, aber in seinem Tiefgang nicht begrenzte Bassbereich eindrucksvoll zurück. Während die Geigen emotional vor sich hin sirren, schlägt die tiefe Percussion druckvoll zu. So spektakulär konnte ich dieses Album selten genießen. Wieder fällt auf, wie viele Details die Aufnahme offenbart. Verschiedene Hall-Räume, Positionierungen von Instrumenten und Stimmen im Stereopanorama: Wer hinhören möchte, erfährt hier sehr viel über die Entscheidungen am Mischpult. Und wer gar nicht so genau hinhören und einfach nur Musik genießen möchte, kann dies ebenso tun. Denn auch wenn Transparenz oberstes Gebot ist, bleibt Musikalität nie außen vor und die Integrität einer jeden Aufnahme gewahrt und ihre besten Eigenschaften werden herausgekehrt.


STATEMENT

Buchardts Anniversary 10 ist dem Jubiläum mehr als würdig: Die Markengene sind so stark konzentriert wie nie und brillieren in einem Produkt, das nicht nur im WiSA-Segment einen neuen Qualitätsstandard setzt. Buchardt hat es weder sich noch anderen Herstellern leichtgemacht, denn diese Leistung bei einem derart angemessenen Preis zu toppen, dürfte für die nächsten Jahre eine sportliche Herausforderung bleiben. Einzig bei der automatischen Raumanpassung schwächelt das Konzept ein wenig. Wer in diesem Bereich mit etwas Wissen und Fingerspitzengefühl an den Start geht und sich an eine manuelle Anpassung wagt, wird verblüffende Ergebnisse erzielen.
Gehört mit
Router & Zubehör Fritzbox 7530 (mit SBooster BOTW), Netgear ProSAFE GS108 (mit Keces P3)
Server PrimeCore Audio A7
Reclocker Mutec MC-3+ USB
DAC Mytek Brooklyn DAC+ (mit Ferrum HYPSOS), Soncoz SGD1 (mit iFi iDefender+)
Pre-Amp Violectric Pre V630
Endstufe NAD C 275BEE, IOTAVX PA3
Lautsprecher Magnat Quantum 807, Neumann KH 120 A
DAP FiiO M11 Plus ESS (FiiO Music App, Qobuz), HiBy R6 (HiBy Music App, Qobuz)
Smartphone Motorola One Zoom, 128GB, 4GB RAM, Android 10 (BubbleUPnP, Qobuz, HiBy Musikapp)
Kopfhörerverstärker iFi Micro iDSD Black Label
Kopfhörer Sennheiser HD 800 s, Beyerdynamic dt 880 black edition
In-Ears & Zubehör Vision Ears VE7, Vision Ears VE6 X2, Etymotic ER4SR, iFi IE-Match
Kabel Audioquest, Chord Company, Belden, Boaacoustic, Furutech, Glockenklang/Eupen, Sommer
Herstellerangaben
buchardt Anniversary 10
Lautsprecher-Typ 2-Wege Aktivlautsprecher
Verstärker Woofer: 150W, Tweeter: 50W Class-D
Hochtöner 1 x 19mm Resonanzfreie Aluminium-Kalotte mit CDC-Wellenleiter aus Aluminium
Mitteltöner 1 x 165 mm PURIFI Langhub-Chassis mit dreifacher Schwingspule
Frequenzgang (+/- 1,5dB) 28 - 40.000 Hz
Trennfrequenzen 2800 Hz
DSP Quad Core Prozessor
DAC Dual CS4398
Wireless WiSa 24 bit / 96kHz lossless
Anschluss Balanced / unbalanced XLR
Abdeckung magnetisch, schwarz
Stromversorgung 230 V AC
Abmessungen (B x H x T) 178 x 370 x 245 mm
Gewicht 6,8 kg
Massivholz American Walnut, Natural Oak, Stained Black, Charcoal Ash, Natural White
Herstellergarantie Chassis: 10 Jahre; Elektronik: 2 Jahre
Anzahl 1 Paar
Einspielzeit 50 - 100 Stunden
Preis Natural White, Stained Black, Stained White: 3.800 Euro; Charcoal Ash: 3.850 Euro; Natural Oak: 3.900 Euro; Smoked Raw Oak: 3.950 Euro; American Walnut: 4.050 Euro; Stereo Hub: 300 Euro; Zen Wireless Mikrofon: 125 Euro

Hersteller/Vertrieb
Buchardt-Audio ApS
Anschrift 44C Skolegade
8600 Silkeborg
Dänemark
Telefon +45 26748680
Web www.buchardt-audio.com
E-Mail buchardtaudio@gmail.com 
Vertrieb
HifiPilot GmbH
Anschrift Höhenstr. 7
75239 Eisingen
Telefon +49 7232 3640155
E-Mail kontakt@hifipilot.de 
Web www.hifipilot.de

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Mittwoch, 03 April 2024 18:15

Der neue Final D7000

Der Final D7000 ist das vierte Mitglied der gefeierten D-Serie. Er bewahrt die Werte seiner Vorgänger und hält gleichzeitig mit den Anforderungen der Zeit Schritt. Mit seiner überarbeiteten Lautsprecherstruktur, der akribischen Handwerkskunst und den einzigartigen Waschi-Papier-Ohrpolstern steht er für japanische Ingenieurskunst und Tradition.

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Der einzigartige AFDS-Planarmagnet-Treiber des Herstellers kombiniert perfekt die reaktionsschnellen Höhen von Planar-Kopfhörern mit dem überzeugenden Volumen und Bass von dynamischen Treibern. Die Membran wiegt nur ein Drittel dessen, was diese Komponente bei anderen Herstellern wiegt. Das führt zu einer feineren Hochfrequenzwiedergabe, die zuvor ungehörte Details offenbart. Die Gehäuse der Kopfhörer bestehen aus feinstens bearbeitetem Aluminium, und die im Lieferumfang enthaltene robuste Tragebox garantiert einen sicheren Transport auf Reisen. Der D7000 wird einen zweifellos dazu bringen, neue und alte Lieblingssongs wieder zu hören!

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Während Messungen unter Idealbedingungen gute Ergebnisse lieferten, unterscheidet sich beim Hören mit den Ohren die Form der Ohrmuschel (Pinna) von Mensch zu Mensch, was zu großen Unterschieden in der wahrgenommenen Klangqualität führt. Um dieses Problem zu lösen, führte Final viele Simulationen und Hörexperimente durch, die zu verschiedenen Außenohrformen passten, und kamen schließlich zu der Form des Diffusors, die für die Mehrzahl der Nutzer optimal ist. So, und nur so, können alle von den herausragenden Technologien von Final profitieren.

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Bei herkömmliche Treibereinheiten für planare Magnetfelder kann die Membran bei niedrigen Frequenzen mit dem Magneten in Kontakt kommen. Um dieses Problem zu lösen, hat Final Membransimulationen mit der Finite-Elemente-Methode und Messungen mit einem Laser-Doppler-Vibrometer durchgeführt und eine neue Membrandämpfungstechnologie namens „AFDS: Air Film Damping System“ geschaffen. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass diese Technologie eine Neuerfindung des planaren Magnetfeldtyps ist. Für den D7000 hat Final die Geometrie des AFDS überarbeitet, um eine noch effizientere Bremswirkung der Membran vor dem Kontakt mit den Magneten zu ermöglichen.

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Die Ohrpolster haben einen großen Einfluss auf die Klangqualität. Für die D-Serie hat Final die Ohrpolster neu entwickelt. Sie bestehen aus hoch atmungsaktivem Schaumstoff und beim D7000 aus einem speziellen Gewebe, dessen Oberflächenmaterial japanisches Papier beinhaltet. Dadurch fühlen sich die Ohrpolster trocken und auf eine lange Lebensdauer ausgelegt an. Das gleiche Material kommt auch im Kopfbügel zum Einsatz. Um das AFDS zu verwirklichen, ist im Vergleich zu herkömmlichen Treibereinheiten eine extrem hohe Präzision erforderlich. Daher stellt Final das Gehäuse aus einer Aluminium-Magnesium- Legierung her.

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Der Final D7000 wurde so konzipiert, dass fast alle Teile schraubbar sind und zerlegt werden können, so dass man ihn einfach reparieren lassen und wirklich lange verwenden kann. Er ermöglicht auch zukünftige Upgrades! Die D-Serie wird im Final-Hauptsitz in Kawasaki hergestellt. Die Präzision der Produktmontage hängt nicht nur von der Genauigkeit der Teile ab, sondern auch von der Genauigkeit der Vorrichtungen bei der Montage. Final entwirft und fertigt Produktionsvorrichtungen im eigenen Haus, so dass geringfügige Abweichungen in der Präzision der Komponenten während der Montage sofort beseitigt werden können. Um wirklich gute Produkte zu schaffen, muss man „nah“ an seinen Lieferanten sein. Das Großartige an „Made in Japan“ ist, dass man mit Herstellern zusammenarbeiten kann, die zudem „nah“ an den Rohmaterialien sind. Final kann auch deshalb qualitativ hochwertige Produkte fertigen, weil es den Prozess von der Quelle der Teile (Materialien) bis zur Montage des Produkts konsequent kontrolliert.

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Technische Daten und Zubehör

  • stabiler Aluminium-Reisekoffer
  • OFC-Kabel mit 6,3 mm Klinke / 3 m Länge
  • Empfindlichkeit: 89 dB/mW
  • Impedanz: 50 Ω
  • Gewicht: 437 g

Vertrieb
ATR - Audio Trade
Anschrift Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH
Schenkendorfstraße 29
D-45472 Mülheim an der Ruhr
Telefon +49 208 882660
E-Mail email@audiotra.de
Web www.audiotra.de

Weitere Informationen

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Dienstag, 02 April 2024 08:18

Rega NAIA, Aphelion 2 und Aura MC

Bei der Präsentation des NAIA beim deutschen Rega-Vertrieb TAD Ende letzten Jahres wurden selbst an einer durchaus erschwinglichen Anlage – die Boxen kosten gerade einmal 2.000 Euro – die klanglichen Vorzüge des neuen Topmodells gegenüber einem Rega P10 so deutlich, dass ich diesen technologisch einzigartigen Plattenspieler näher erkunden wollte.

Dabei passt der Rega eigentlich so gar nicht in mein analoges Beute-Schema. Seit über 40 Jahren höre ich fast ausschließlich mit Masselaufwerken Musik: erst mit einem Audiolabor Konstant, der später von Helmut Brinkmann mit einem beheizbaren Tellerlager und Röhrennetzteil aufgewertet wurde, und danach mit einem LaGrange. Apropos fast: Mitte bis Ende der 80-Jahre nutzte ich parallel einen vollausgestatteten Roksan Xerxes. Dass mich jetzt ein so weit wie möglich reduzierter Rega neugierig macht, mag auch daran liegen, dass meine Gattin vor dem Erwerb ihres Brinkmann Avance einen Rega Planar 3 in lila(!) nutzte und auch jetzt immer mal wieder anwirft. Natürlich war ich für die Pflege des Laufwerks wie etwa Systemumbauten verantwortlich. Bei einem solchen habe ich leider mal ein Tonarmkabel beschädigt, so dass ich den ganzen Satz gegen eine Cardas-Verkabelung austauschen musste. Dabei habe ich am Übergabepunkt von Tonarm- zum Cinch-Kabel gleich auch die Erdung des Arms von einer Signalmasse getrennt und separat herausgeführt.

Beim Aphelion 2 dient ein sehr kleines Kreuz aus Weicheisen als Systemträger. Der Nadelträger wird nur durch ein spezielles Lager in Position gehalten und kommt ohne Spanndraht aus
Beim Aphelion 2 dient ein sehr kleines Kreuz aus Weicheisen als Systemträger. Der Nadelträger wird nur durch ein spezielles Lager in Position gehalten und kommt ohne Spanndraht aus

Rega wäre nicht Rega, würde man an seinen Grunderkenntnissen und den daraus resultierenden Lösungen nicht festhalten. Am Erdungskonzept hat sich beispielsweise nichts geändert: Wie beim lila Planar vom Werk aus ist auch beim RB Titanium Tonarm des NAIA die Masse der Arms mit der Signalmasse eines Kanals verbunden. Das macht es unmöglich, den NAIA mittels Cinch-auf-XLR-Adapters brummfrei mit meiner symmetrischen Phonostufe zu verbinden. Deshalb habe ich Michel Wieslers, der bei TAD unter anderem für die Pressebetreuung zuständig ist, Angebot, dem NAIA inklusive Aphelion-2-Tonabnahmer eine Aura-MC-Vorstufe zur Seite zu stellen, auch gerne angenommen.

Der RB Titanium Arm besitzt ein Tonarmrohr aus handpoliertem Aluminium, ein einteiliges Vertikallager und eine Vertikalspindel-Baugruppe aus Titan. Das Gegengewicht und die Achse, die es trägt, bestehen aus Wolfram
Der RB Titanium Arm besitzt ein Tonarmrohr aus handpoliertem Aluminium, ein einteiliges Vertikallager und eine Vertikalspindel-Baugruppe aus Titan. Das Gegengewicht und die Achse, die es trägt, bestehen aus Wolfram

Eine weiteres Credo von Rega-Gründer und Inhaber Roy Gandy lautet: „Masse absorbiert Energie – verlorene Energie bedeutet verlorene Musik!“ Zudem verfälscht in der Masse des Chassis gespeicherte und verzögert wieder abgegebene Energie den Klang. Daher erhob es Rega zur Firmenphilosophie, dass ein Laufwerk eine möglichst geringe Masse besitzen und gleichzeitig eine enorme Steifigkeit aufweisen müsse. Wie weit man diesen Ansatz treiben kann, beweist der auf 50 Stück limitierte Plattenspieler NAIAD, der vor rund sieben Jahren fertiggestellt wurde. Anfangs war geplant, ohne Rücksicht auf die Kosten zwei oder drei Exemplare als Technologieträger zu bauen. Aufgrund des großen Interesses der Rega-Vertriebe an diesem Projekt beschloss man dann, 50 NAIAD zu fertigen und zum Preis von je rund 30.000 Pfund Sterling anzubieten. Die dafür entwickelten Lösungen und die dabei gemachten Erfahrungen flossen dann in die Konstruktion des NAIA.


Auf dem Plattenteller aus Aluminiumoxid liegt in bester Rega-Tradition eine Filzmatte
Auf dem Plattenteller aus Aluminiumoxid liegt in bester Rega-Tradition eine Filzmatte

Das Chassis des nicht limitierten Rega-Topmodells besteht aus einem leichten Tancast-8-Polyurethan-Schaumkern, auf dem oben und unten Schichten aus Karbonfaser aufgebracht sind. Das beim NAIA verwendete Geflecht wurde mit Graphen, einer einatomigen Lage von Kohlenstoff, imprägniert, um die Steifigkeit des Materials um weitere zehn Prozent zu erhöhen. Wenn Ihnen der Werkstoff bekannt vorkommt, könnte das daran liegen, dass Ortofon in den Dämpfungsgummis des MC Diamond Nano-Röhrchen aus Graphen verwendet. Doch zurück zum NAIA: Um Rillenauslenkungen im Mikrometer-Bereich präzise abtasten zu können, müssen mikroskopische Bewegungen zwischen dem Tellerlager und der Tonarmbefestigung so weit wie möglich ausgeschlossen werden. Daher wird das Kohlefaser-Schaum-Kohlefaser-Sandwich des Chassis von der Aufnahme für das Tellerlager bis zum Montagepunkt für den Arm oben und unten durch Verstrebungen aus keramischen Aluminiumoxid verstärkt. Das Material zeichnet sich durch eine hohe Härte und eine sehr hohe Druckfestigkeit bei geringer Dichte aus. Bei den von CeramTec in Plochingen hergestellten Verstrebungen sorgen drei Löcher unterschiedlicher Größe für eine weitere Reduzierung der Masse.

Der Subteller besteht aus Aluminium und ist über drei spezielle Riemen mit dem Motor verbunden
Der Subteller besteht aus Aluminium und ist über drei spezielle Riemen mit dem Motor verbunden

Ebenfalls aus Aluminiumoxid besteht der Plattenteller. Von der Auflagefläche auf den Subtelller bis zum äußeren Rand verändert sich sein Querschnitt kontinuierlich, um Resonanzen entgegenzuwirken. Die meiste Masse befindet sich am Rand des Tellers, um eine Schwungrad-Funktion zu gewährleisten. Der Keramikteller liegt auf einem präzisionsgefertigten Subteller aus Aluminium auf, der natürlich auch nicht massiv ist. Die durchbrochene Aluminiumstruktur ist hochfest, wirkt aber dennoch recht filigran. Sie wird auf die Lagerachse aus Zirkonium-verstärktem Aluminiumoxid aufgeschrumpft. Aus diesem Material besteht auch die Lagerbuchse. Es wird in einer Presse geformt, die in allen Richtungen denselben Druck ausübt, so dass das Werkstück überall die gleiche Dichte besitzt. Nach dem Drehen der Oberfläche wird die Buchse für drei Tage bei 1600 Grad gebrannt. Anschließend wird die Bohrung dem Durchmesser der Tellerachse angepasst und gehont. Die Lagereinheit, die Rega von Rauschert in Franken bezieht, soll das Risiko von Verschleiß so gut wie ausschließen, da Buchse und Achse aus hochabriebfesten Zirkonium-verstärktem Alumimiumoxid bestehen und die Reibung durch ein vollsynthetisches Öl weiter gemindert wird. Der gerade beschriebene Aufwand bei der Fertigung der Lagergruppe, die Rega als die härteste, genaueste und langlebigste bezeichnet, die man je verwendet hat, hat gewiss einen nicht unbeträchtlichen Anteil an den Entstehungskosten des NAIA, den man ja wegen des auf den ersten Blick scheinbar sparsamen Materialeinsatzes leicht unterschätzen kann.

Achse und Buchse bestehen aus Zirkonium-verstärktem Aluminiumoxid. Der Subteller wurde auf die Achse aufgeschrumpft
Achse und Buchse bestehen aus Zirkonium-verstärktem Aluminiumoxid. Der Subteller wurde auf die Achse aufgeschrumpft

Auch bei der Montage des 24-Volt-Motors war eine erhöhte Festigkeit das Ziel: Die Befestigung des Motors im Chassis des NAIA soll noch einmal deutlich rigider als beim P10, um den Gleichlauf zu verbessern. Der Motor treibt den Subteller mit drei Riemen an, deren Gummimischung Rega nach eigenen Angaben drei Jahre lang entwickelte. Die Riemen sollen sich durch eine hohe Konsistenz in Sachen Elastizität auszeichnen und perfekt rund und maßgenau sein. Das Referenznetzteil mit DSP und sehr stabilem Quarz erlaubt nicht nur einen bequemen Wechsel der beiden Geschwindigkeiten und eine Feineinstellung der Geschwindigkeit durch den Besitzer des NAIA, sondern auch eine werksseitige, individuelle Abstimmung auf den jeweiligen Motor, um unerwünschte Vibrationen zu minimieren.


Das Netzteil des NAIA erlaubt eine bequeme Wahl der Geschwindigkeit und auch deren Feinjustage. Jedes Netzteil wird individuell auf den jeweiligen Motor abgeglichen
Das Netzteil des NAIA erlaubt eine bequeme Wahl der Geschwindigkeit und auch deren Feinjustage. Jedes Netzteil wird individuell auf den jeweiligen Motor abgeglichen

Selbstverständlich stehen auch beim RB Titanium Tonarme wieder hohe Festigkeit und geringe Masse ganz oben im Pflichtenheft. Für erstere sorgt unter anderem das bewährte einteilige Tonarmrohr aus handpoliertem Aluminium, für letzteres das neue einteilige Vertikallager aus Titan und die Vertikalspindel-Baugruppe aus demselben Werkstoff. Um das Gegenwicht möglichst nahe am Lager positionieren zu können, hat Rega dem Titanium sowohl ein Gewicht und auch die Achse, die es trägt, aus dem schweren Wolfram spendiert. Natürlich weist auch der neue Referenz-Tonarm zwei Rega-Spezialitäten auf: ein mittiges Loch recht weit vorne im Headshell, dass die perfekte Justage eines dafür ausgelegten hauseigenen Tonabnehmers garantiert und der Verzicht auf eine Höhenverstellung des Arms, die ja Kompromisse bei der Ankopplung des Arms an das hochfeste Chassis zur Folge hätte – gleich zwei Gründe also, einen Rega-Tonabnehmer zu verwenden und Experimente mit bekannten Abtastern zu unterlassen. Schon bei der Präsentation in Aschau waren der Rega P10 und der NAIA mit dem Top-Tonabnehmer der Briten ausgestattet, dem Aphelion 2. Ein solches ist auch im Plattenspieler für den Test montiert. Es verfügt über einen Boron-Nadelträger, einen Abtastdiamanten mit Fine-Line-Schliff und einen Neodymium-Magneten, Zutaten wie man sie auch von anderen Tonabnehmern her kennt. Regas Tonabnehmer kommt aber völlig ohne Spanndraht aus, an dem der Nadelträger üblicherweise befestigt ist. Dieser soll allein von einem einzigartigen rhomboiden Lager in Position gehalten werden. Als Spulenträger dient ein Kreuz aus Weicheisen, das von Hand mit einem Draht mit nur 0,018 Millimeter Durchmesser bewickelt wird. Laut Rega verfügt das Aphelion 2 über einen der weltweit kleinsten MC-Generatoren überhaupt. Er hat einen Innenwiderstand von 10 Ohm und liefert eine Ausgangsspannung von 0,35 Millivolt.

Das Netzteil generiert die Wechselspannung mit Hilfe eines DSPs
Das Netzteil generiert die Wechselspannung mit Hilfe eines DSPs

Dieser nimmt sich – wie bereits erwähnt – die Aura Phonostufe an. Sie wurde ausschließlich für die Verstärkung und Entzerrung von Signalen von MC-Tonabnehmern entwickelt und verfügt über eine zweistufige Pegelanpassung, fünf Abschlussimpedanzen zwischen 50 und 400 Ohm, einen Monoschalter und – recht ungewöhnlich – fünf Lastkapazitäten zwischen 1000 und 5700 Picofarad. Begonnen habe ich mit den von Rega für das Aphelion 2 vorgeschlagenen Werten: 100 Ohm und 1000 Picofarad. Der NAIA stand mit seinen skelettierten Aluminiumfüßen auf der grauen Krion-Platte des Artesania-Racks und lies sich selbst durch recht heftiges Klopfen darauf nicht aus der Ruhe bringen. Über die Lautsprecher war nicht die geringst Störung zu hören. Das Konzept der harten Ankopplung und geringen Masse funktioniert perfekt: beeindruckend!

Aber letztlich geht es nicht um die Immunität gegenüber Resonanzen der Stellfläche, sondern um Musik. Um die bereits gut eingespielte englische Kombination in in meinem Hörraum ein wenig zu akklimatisieren, legte ich eine meiner momentanen Lieblingsscheiben auf: das Album Time Goes By des Carla Bley Trios. Sofort nimmt einen der transparente Klang des Flügels im großen Raum für sich ein. Steve Swallows E-Bass kommt sehnig und wohlkonturiert rüber. Selbst die für seinen Sound eher ungewöhnlich fetten Passagen im Titelstück besitzen mit dem Rega-Trio jede Menge Definition und Kontur. Andy Sheppards Saxophon wird von viel Luft umgeben, klingt ungemein lebendig und agil, bleibt aber dennoch frei von Schärfe oder Nervosität. Insgesamt bewegt sich das Klangbild auf der schnellen, frischen Seite und verwöhnt mit Transienten, die denen bei Live-Musik schon sehr nahe kommen. Zu anheimelnder, vermeintlich „analoger“ Fülle im Bassbereich neigen die drei aus Essex ehrlicherweise nicht.


Die Phonostufe Aura MC akzeptiert – wie der Name schon sagt – ausschließlich Signale von Moving-Coil-Tonabnehmern
Die Phonostufe Aura MC akzeptiert – wie der Name schon sagt – ausschließlich Signale von Moving-Coil-Tonabnehmern

Der erste wirkliche Test-Track ist „God Bless The Child“ vom Album Standards, Vol. 1 des Keith Jarrett Trios: Schon das Intro erklingt sehr detailreich, schnell und rhythmisch. Anschließend liegt der Fokus mehr auf der High Hat und der richtig knalligen Snare als auf der sonst etwas fetteren Bass Drum: So geht der Song richtig gut ab, die Regas strotzen nur so vor Spielfreude. Dabei ist die tonale Balance jedoch etwas heller, als ich es von von meinem Masselaufwerk her gewohnt bin. Daher spiele ich ich ein wenig mit der Einstellung der Lastkapazität am Aura. Beim mittleren Wert – 3200 Picofarad – erscheint die High Hat etwas weniger prominent. Die Snare verströmt nun immer noch enorm viel Druck, und die Bass Drum gewinnt eine wenig an Gewicht. Der treibende Kontrabass fasziniert in beiden Einstellungen mit einem ausgeprägtem, knarzigen Holzton. Das wohlbekannte Stück habe ich selten so detailreich und so heftig groovend gehört. Auch in Sachen Dynamik macht es das Rega-Trio zu einem Erlebnis. Ein letzter Vergleich mit dem LaGrange zeigt, dass der NAIA und seine Begleiter nicht ganz dieselbe Schwärze und Fülle im Bassbereich aufweisen wie dieser – dafür aber immer mal wieder Vorteile in Sachen Detailfülle und Live-Charakter haben: reine Geschmacksache.

NAIA und Co. sind natürlich auch erste Wahl beim abendlichen Musikgenuss: Auf dem Keramikteller mit der Filzmatte liegen die Simple Songs, eine „Limited Audiophile Signature Edition“ des Labels in+out. Auf einigen der neun Stücke schwelgen Steve Swallow auf der Bass-Gitarre und Christian Muthspiel an der Posaune in wohligen Tieftonwellen, bei einigen anderen wechselt Muthspiel zu leicht angezerrtem E-Piano – der Groove von „(F)all Blues“ ist einfach unwiderstehlich –, Flügel und Flöten: ein faszinierender Mix an Klangfarben, Rhythmen und Melodien! Ich kann Ihnen die Scheibe nur empfehlen. Aber darum ging es mir eigentlich gar nicht. Ich wollte vielmehr darauf hinaus, dass meine Gattin beim musikalischen Aperitif den NAIA entdeckte und gleich vorschlug, ihn auch in ihre Kette zu integrieren. Ihre Entscheidung für den Planar 3 war damals wohl doch nicht nur durch dessen Farbe begründet: Die klare, funktionale Form hatte wohl auch ihren Anteil daran – so wie jetzt wieder.

Äußerst ungewöhnlich für eine Phonostufe sind die wählbaren Lastkapazitäten für MC-Systeme
Äußerst ungewöhnlich für eine Phonostufe sind die wählbaren Lastkapazitäten für MC-Systeme

Da seit einiger Zeit in ihrer Anlage im Wohnzimmer Einsteins The Preamp und The Poweramp die Verstärkung und die Göbel Epoque Aeon Fine die Schallwandlung übernehmen spricht nichts dagegen, den Test hier fortzusetzen. Schon der Umzug des NAIA ist die reine Freude, denn der geht völlig frei von Schlepperei und Feinjustage vor sich: Ich stelle das Leichtgewicht auf die dicke an der Wand befestigte Marmorplatte, die auch dem Vorverstärker Platz bietet, schließe den Plattenspieler an sein Netzteil und die Phonostufe an – und schon geht’s los! Plug and Play, wie man es sich wünscht. Aber das war dank des durch die dritte Schraube im Headshell bestens justierten Tonabnehmers nach dem Auspacken im Arbeitszimmer nicht anders. Man muss kein ausgewiesener Analogfan und leidenschaftlicher System-Justierer sein, um mit dem NAIA samt Aphelion 2 auf extrem hohem Niveau Musik genießen zu können.

Rein optisch überzeugt der grazile Rega-Plattenspieler auf dem Marmorblock sofort und akustisch ist es auch nicht anders: Beim „Buck Dance“ auf Dick Schorys audiophilem Klassiker Bang Baaroom and Harp vermittelte das britische Trio eine tolle Raumillusion: Die Stepptänzer bewegen sich auf Boxenebene, die anderen Instrumente sind ein Stücken weiter dahinter positioniert. Der Kontrabass kommt exakt, schnell und federnd. Zum Schluss des Stücks verschwinden die Tänzer in den Tiefen der Bühne. Die Abbildung gelingt sehr detailreich und bestens aufgelöst. Das „Duell On The Skins“ zieht einen mit der explosive Dynamik in seinen Bann. Wenn mich die Erinnerung nicht trügt, hatte der Brinkmann Avance etwas mehr Tieftonenergie zu bieten, gab das Geschehen aber auch ein wenig gedeckter, fast hätte ich geschrieben muffiger wieder. Beim NAIA hingegen wirkt der Metall-Charakter der perkussiven Instrumente sehr realistisch. „Tiddley Winks“ begeistert mit seinem intensiven musikalischen Fluss. Die Instrumente stehen klar fokussiert auf der präzise durchgezeichneten Bühne: Eine so überzeugende Raumillusion kannte ich von der Kette im Wohnzimmer von LPs bisher nicht. Da ist es mir schlicht egal, ob es an der Phonostufe, dem Tonabnehmer oder am Laufwerk liegt: Regas Gesamtpaket überzeugt!


Rega beschreibt die Aura MC als eine dreistufige, vollsymmetrischer Phonostufe mit einer Komplementär-Gegentakt-Schaltung in Class-A Technik in der Eingangsstufe
Rega beschreibt die Aura MC als eine dreistufige, vollsymmetrischer Phonostufe mit einer Komplementär-Gegentakt-Schaltung in Class-A Technik in der Eingangsstufe

Zum Schluss gönne ich mir rein aus Spaß noch Ralph Towners Album At First Light. Sein virtuoses Spiel wird sehr nuanciert wiedergegeben: Man hört den Kontakt der Saiten mit den Bünden und dem Griffbrett sowie das Rutschen der Finger auf den Saiten. Die Gitarre wird sehr plastisch, aber nicht überdimensioniert in einem großen Raum abgebildet. Aus dem eher ruhigen Fluss der Songs ragt „Fat Foot“ mit einer Reihe von dynamischen Akzenten heraus. Bei aller Lebendigkeit bleibt aber auch hier die Wiedergabe völlig frei von Härte oder Schärfe: Ein Hochgenuss!

STATEMENT

Rega macht mit dem NAIA technisch fast alles anders als die Mitbewerber im High-End-Sektor und dennoch alles richtig! NAIA, Aphelion 2 und Aura MC überzeugen mit ihrer direkten, schnellen und extrem lebendigen Spielweise und verwöhnen dabei mit realistisch anmutenden Raumillusionen und einer großen Detailfülle. Das Trio beweist, dass Plug and Play auch auf extrem hohem klanglichen Niveau möglich ist: rundum überzeugend!
Gehört mit (Hörraum)
Laufwerk Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Einstein The Tonearm 9“, Ortofon AS-309R mit LH-10000
Tonabnehmer DS Audio W3, Ortofon MC Diamond
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (sym), DS Audio DS-W3
Vorstufe Audio Exklusiv R7
Endstufe Einstein The Poweramp
Lautsprecher Børresen 05 SSE
Kabel Goebel High End Lacorde Statement, Audioquest Dragon HC und Tornado (HC), Audioquest Dragon XLR, Forcelines, Mainz D2
Zubehör AHP Klangmodul IV G, Audioquest Niagara 5000 und 1200, Synergistic Research Active Ground Block SE, HMS-Wandsteckdosen, Blockaudio C-Lock Lite, Degritter Mark II, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, SSC Big Magic Base, Thixar Silence, Harmonix Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs, Ansuz Sparks, Darkz Z2S, PowerBox D-TC Supreme
Gehört mit (im Wohnzimmer)
Laufwerk Brinkmann Avance
Tonarm Breuer Dynamic 8
Tonabnehmer Lyra Titan i
Phonostufe Keces Sphono
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Einstein The Poweramp
Lautsprecher Göbel Epoque Aeon Fine
Kabel Audioquest Dragon Bi-Wiring, Swiss Cables Reference (Plus)
Zubehör Einstein The Octopus, HighEndNovum Multivocal Resonator, Sieveking Quantum Noise Resonator
Herstellerangaben
Rega NAIA
Netzspannung 230V 50/60Hz, 220V 50/60Hz, 115V 50/60Hz, 100V 50/60Hz
Stromverbrauch 17W
Sicherungen T250mA L (230V/220V), T500mA L (115V/100V)
Ausgangsleistung zum Antrieb 24V AC bi-phase ~ 350mA
Drehzahl-Schrittweite 0,01 U/min
Preis 12.500 Euro
16.000 Euro inkl. Aphelion 2
Herstellerangaben
Rega Aphelion 2
Auflagekraft 1,9 -2,0g
Impedanz der Eingangslast 100Ω
Ausgangsimpedanz 10Ω
Nominale Ausgangsspannung 350μV
Kanal Balance ≥ 10μV
Trennung ≥ -29dB
Masse 6g
Lasteinstellungen für einstellbare MC-Stufen
Impedanz 100Ω
Kapazität 1000pF
Gain-Einstellung Hoch ('On'-Position für Rega-Phonostufen)
Preis 4.500 Euro
Herstellerangaben
Rega Aura MC
Eingangsimpedanz 50, 100, 150, 300 & 400Ω
Kapazitive Last 1000, 2000, 3200, 4300, 5700pF
RIAA-Genauigkeit 0,2dB 100Hz bis 50kHz
Frequenzgang 13,5Hz (-3dB) bis 100kHz (-0,2dB)
Klirrfaktor 0.03%
Eingangsempfindlichkeit 69,5dB (Verstärkungseinstellung I), 63,5dB (Verstärkungseinstellung II)
Abmessungen (B/HT) 350/435/88mm
Gewicht 13 kg
Preis 5.500 Euro

Vertrieb
TAD Audiovertrieb GmbH
Anschrift Rosenheimer Straße 33
83229 Aschau im Chiemgau
Telefon +49 8052 9573273
E-Mail hifi@tad-audiovertrieb.de
Web www.tad-audiovertrieb.de

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Montag, 01 April 2024 12:42

Analogforum Moers

Am 6. und 7. April 2024 veranstaltet die Analogue Audio Association das 35. Analogforum unter dem Motto „analogue – pure pleasure!“ Austragungsort ist nach der erfolgreichen Premiere 2023 erneut das Van der Valk Hotel Moers. Die Veranstaltung dreht sich exklusiv um die analoge Musikwiedergabe mit Plattenspieler und Tonbandmaschine.

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Auf dem Analogforum werden über 80 Aussteller mit mehr als 150 Marken erwartet. Zu sehen und zu hören gibt es rein analoges Hifi auf dem Stand der aktuellen Technik. In einem separaten Bereich gibt es daneben auch klassische Geräte zu bestaunen. Ausserdem gibt es ein „Händlerdorf“ mit neuen und Second Hand LPs und Masterbändern, Phono- und Tuningzubehör, Röhren, Sammlerstücken und gebrauchten Geräten. Wie immer werden zahlreiche Workshops unter Verwendung einer hochwertigen Anlage basierend auf Röhrentechnik, Hornlautsprechern und mehreren hochwertigen Plattenspielern und Tonbandgeräten die Messe ergänzen.

Unter anderem sind folgende Workshopsgeplant:

  • Rainer Bergmann: Oh that Cello – das Cello in diversen Genres
  • Jürgen Gruner: Klangunterschiede bei Plattenspielern Vintage/Neu
  • Dominique Klatte: Die Klangästhetik analoger Tonbandaufnahmen
  • Lothar Brand: Hits 1974 und Beatles
  • Dieter Molitor: Hornlautsprecher
  • Ralph Wißgott: Three Blind Mice Aufnahmen
  • Digital Natives go analogue

Ein Raum ist auf dem Analogforum 2024 speziell für Digital Natives reserviert. Zu Hören gibt es eine analoge Hifi-Anlage, komplett mit Plattenspieler, Verstärker und Lautsprechern zum Taschengeldpreis.

Außerdem wird es auch wieder Liveaufnahmen und Livekonzerte geben:

  • SANATON – Record Release Konzert
    Der finnische Gitarrist Aleksi Rajala stellt sein neues Duo zusammen mit dem deutschen Kontrabassisten Florian Dohrmann vor.
  • Jan Krause – Selections
    Der Gitarrist Jan Krause präsentiert ein sorgsam ausgewähltes Repertoire aus Jazz, Klassik, lateinamerikanischer Musik sowie eigenen Kompositionen, die für die akustische Gitarre arrangiert wurden.
  • Marcus Sukiennik
    Als Pianist, Komponist und Arrangeur erkundet er mit seinem Werk jahrhundertelange Musikgeschichte. Er bedient sich dabei Komponenten der Klassik und des Jazz, Motiven traditioneller Volkslieder ebenso wie popmusikalischer Elemente.

Öffnungszeiten
Samstag, den 06.04.2024, von 10 bis 18 Uhr
Sonntang, den 07.04.2024, von 11 bis 17 Uhr

Veranstaltungsort
Van der Valk Hotel
Krefelder Str. 169
47447 Moers

Eintritt für zwei Tage: € 7,50 pro Person (erstmalig und aufgrund der erheblichen Kostensteigerungen leider unvermeidlich). Für Mitglieder der AAA ist der Eintritt frei.

Veranstalter
Analogue Audio Association e.V.
Karl-Oberbach-Straße 50
41515 Grevenbroich

HIER den Messekatalog im pdf-Format (3Mb) downloaden

Weitere Informationen

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Freitag, 29 März 2024 00:01

iFi GO Bar Kensei

iFi Audio, ein Pionier in der Entwicklung innovativer HiFi-Komponenten, ist stolz darauf, sein neuestes Produkt vorzustellen: den GO Bar Kensei. Der GO Bar Kensei vereint japanische Schwertkunst mit modernster Audiotechnologie und ist der weltweit erste ultraportable Digital-Analog-Wandler / Kopfhörerverstärker mit K2HD-Technologie.

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Das Besondere am iFi GO Bar Kensei ist die revolutionäre K2HD-Technologie, ein Kennzeichen für Klangperfektion. Die K2HD-Technologie wurde von den Toningenieuren von JVCKENWOOD entwickelt und stellt sicher, dass die Musik in der gleichen Qualität wie das ursprüngliche Master wiedergegeben wird und die reichhaltigen, natürlichen Obertöne, die bei der Digitalisierung verloren gegangen sind, wiederhergestellt werden. Diese hochentwickelte Bearbeitung in Verbindung mit dem Streben des GO Bar Kensei nach Perfektion sorgt dafür, dass jede Note mit Tiefe und Klarheit erklingt.

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Der GO Bar Kensei bietet ein individuelles Hörerlebnis mit vier digitalen Filtern sowie XBass+ und XSpace für eine präzisere Basswiedergabe und eine breitere Bühne. Ein verbesserter Leistungs- und Clock-Schaltkreis sorgt für ein breiteres Klangbild, mehr Details und einen kräftigeren Bass, um auch die anspruchsvollsten Musikliebhaber zufriedenzustellen.

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Herzstück der Signalverarbeitung des neuen iFi GO bar Kensei ist ein 16 Core XMOS Controller, der die Signalverarbeitung über den USB-C Eingang übernimmt. In Verbindung mit einem D/A-Wandler des Spezialisten Cirrus Logic Inc. können Signale in PCM mit bis zu 32 Bit und 384 KIlohertz, DSD bis zu DSD256 und MQA verarbeitet werden.

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Ausgestattet mit einem symmetrischen 4,4-Millimeter-Ausgang, einer symmetrischen Dual-Mono-Ausgangsstufe und einer beeindruckenden maximalen Ausgangsleistung von 477 Milliwatt liefert der GO Bar Kensei eine Leistung, die alle Erwartungen übertrifft. Darüber hinaus ermöglicht iEMatch die Feineinstellung des Ausgangspegels für empfindliche IEMs, während der Turbo-Modus 6 Dezibel mehr Leistung für die leistungshungrigen Kopfhörer bietet.

Die Hauptmerkmale des iFi GO Bar Kensei sind:

  • der weltweit erste ultraportable DAC mit K2HD-Technologie
  • vier digitale Filter: Bit-Perfect, GTO, Standard und Minimum Phase
  • zwei professionelle analoge Verarbeitungsmodi: XBass+ für präzise Basswiedergabe und XSpace für ein weiträumiges Klangfeld
  • verbesserte Takt- und Stromversorgungsschaltungen
  • bis zu 477 Milliwatt Dauerleistung
  • verschiedene Ausgangsmodi für hochempfindliche Kopfhörer / IEMs
  • hergestellt aus japanischem Edelstahl

Der GO Bar Kensei ist ab sofort lieferbar und kostet 450 Euro.</p

Vertrieb
WOD-Audio - Werner Obst Datentechnik
Anschrift Westendstr. 1a

61130 Nidderau
Telefon +49 6187 900077
E-Mail info@wodaudio.de
Web www.wodaudio.de

Weitere Informationen

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Donnerstag, 28 März 2024 00:01

Erlkönig: Thiele ADB01

Wer den Artikel über den Besuch bei Helmut Thiele gelesen hat, dürfte in etwa wissen, bei wie vielen Plattenspielern der Industriedesigner und Analog-Entwickler seine Finger im Spiel hatte, so auch beim Thorens New Reference. Dessen Konstruktion brachte ihm mit Produkten von Seismion in Kontakt, die er nun auch für die Active Damping Base verwendet.

Wie schon bei seinem nahezu ohne Fehlspurwinkel arbeitenden Drehtonarm Thiele TA01 traute sich Helmut Thiele erfreulicherweise auch bei der neuen Basis, Hifistatement seinen Prototypen für einen Erlkönig-Artikel zur Verfügung zu stellen. Die leider recht geringe Anzahl dieser Geschichten in unserem Magazin belegt, dass sich recht wenige Hersteller zu diesem Schritt durchringen können. Beim etwa vier Monate später erschienenen Test des vom Hersteller so genannten Zero-Tracking-Error-Tonarms hat mich dieser übrigens derart beeindruckt, dass mein Kollege Wojciech Pacuła und ich den Arm Ende 2021 mit dem Statement in High Fidelity auszeichneten. Aber das hat nicht das mindeste mit der Erlkönig-Geschichte zu tun.

Der LaGrange mit Thales Simplicity II und Lyra Olympos SL auf der Thiele ADC01
Der LaGrange mit Thales Simplicity II und Lyra Olympos SL auf der Thiele ADC01

Die Firma Seismion stellt sich auf ihrer Website als kompetenter Partner für mechatronische Systeme, Schwingungstechnik und Aktoren & Sensoren vor. Schon auf der Startseite hat man die Wahl zwischen Produkten für die Industrie und High End Audio. Aber natürlich bezieht Helmut Thiele weder für das prestigeträchtige Topmodell von Thorens noch für seine Dämpfungsbasis einfach eine Seismion Reactio oder Seismion Reactio Plus und nimmt daran dann kosmetische Veränderungen vor. Er hat vielmehr ein Holzgehäuse aus sehr harten CDF-Platten (Compact Density Fibreboard) mit Silent-Blöcken entwickelt, das sein Schreiner fertigt und das er dann zu Seismion nach Hannover schickt, wo die aktive Dämpfungstechnik implementiert wird. Anschließend reist die Basis zurück nach Duisburg, um vom Helmut Thiele den letzten Feinschliff zu erhalten – kein Wunder, dass die ADB01 im Fachhandel mit 16.500 Euro in der Preisliste stehen wird. Die endgültige Version wird anders als unser Prototyp mit Spikes ausgerüstet und die nun oben auf der Basis sichtbare Dämpfungsschicht unter einer dünnen CDF-Platte versteckt sein. Bleiben werden auf jeden Fall die Aluminium-Zierleiste auf der Frontseite, die sich so auch am Thiele-Laufwerk TT01 findet, und die drei metallenen Spike-Aufnahmen für den Kontakt mit eben diesem.

LaGrange, Thiele TA01 und Ortofon MC Diamond auf der Basis
LaGrange, Thiele TA01 und Ortofon MC Diamond auf der Basis


Rein gestalterisch hat Helmut Thiele also deutlich gemacht, dass die Active Damping Base unter sein Laufwerk gehört. Aber das hindert mich nicht daran, sie auch unter meinem Brinkmann LaGrange auszuprobieren. Da die Wirksamkeit der Basis natürlich auch von ihrer Stellfläche abhängt, lassen Sie mich ein paar Anmerkungen zu vorherigen und jetzigen Aufstellung des LaGrange machen: Bisher stand er auf einer Acapella-Basis, die auf den vier „Isolating Discs“ der oberen der vier Ebenen des Artesania Racks auflag. Während des in Kürze erscheinenden Tests des Rega NAIA auf der Krion-Platte des benachbarten Racks, stellte ich eher zufällig fest, dass sich das Klopfen auf den grauen Mineralwerkstoff nicht auf das Laufwerk übertrug. Nachdem der Rega ins Wohnzimmer umgezogen war, installierte ich dann die Plattform mit dem Krion-Boden auf dem Rack, das schon immer die Heimat des LaGrange ist. Er steht jetzt also direkt auf der schweren, fast fünf Zentimeter dicken Platte aus Aluminiumtrihydrat und Kunstharz, ist gegen Klopfen auf seine Stellfläche immun und spielt auf etwa demselben Niveau wie auf der Acapella Basis, als die ADB01 eintrifft.

Der Anschluss für das separate Schaltnetzteil und das einzige Bedienungselement, der Ein- und Ausschalter
Der Anschluss für das separate Schaltnetzteil und das einzige Bedienungselement, der Ein- und Ausschalter

Zum Lieferumfang der Thiele-Basis gehört ein externes Schaltnetzteil, das 12 Volt und mehr als 100 Watt bereitstellt. Das Schwierigste bei der Inbetriebnahme der ADC01 ist, das Laufwerk samt Motor darauf zu hieven. Aufgrund des hohen Gewichts geht das beim LaGrange nur, wenn man zuvor den Plattenteller entfernt. Sobald der Plattenspieler wieder komplett ist, braucht man nur die Stromversorgung an die Basis anzuschließen und den Schalter auf der Rückseite zu betätigen: Die LED ganz unten auf der Frontseite leuchtet rot und signalisiert damit, dass sich die Basis unter ihrer Last ausrichtet. Sobald die LED orange leuchtet, ist dies passiert und die Basis reduziert die vom Untergrund kommen Vibrationen. Das Unterschieben der Active Damping Base unter mein Laufwerk dauert dank der Hilfe eines Freundes und trotz des Abnehmen und Wiederaufsetzen des Tellers keine vier Mininuten. Den Klang des Teststücks haben wir also noch bestens im Ohr, als sich die Nadel wieder in die Rille senkt: Es hätte aber auch über eine halbe Stunde sein dürfen, denn der enorm positive Einfluss auf den Klang wäre uns auch dann nicht entgangen. Die Basis verhilft dem LaGrange sowohl mit dem Ortofon MC im Thiele TA01 als auch später mit dem Lyra Olympos im Thales Simplicity II zu besserer Feinzeichnung, einer deutlich größeren Darstellung des imaginären respektive realistischen Raumes und hebt zusätzlichen Details über die Wahrnehmungsschwelle. Hinzu kommt – und damit hätte ich wirklich nicht gerechnet – eine beachtliche Portion mehr Spielfreude. Ich glaube nicht, dass sich diese eindeutigen Verbesserungen etwa durch den Tausch eines Tonarms erzielen ließen – oder sollte ich bisher keinem so fantastischen Arm begegnet sein? Egal. Das schöne an der Wirkung der Basis ist es, dass man in allen Disziplinen von seiner favorisierten Arm/System-Kombination mehr bekommt, ohne dass sich deren Charakter verändern würde. Sie sollten die Basis keinesfalls unter Ihrem Laufwerk ausprobieren, wenn Sie nicht willens und in Lage sind, in eine ADB01 zu investieren.

Bei der Serienversion wird die Dämpfungsschicht nicht mehr herausragen, sondern unter einer CDF-Platte verschwinden. Der Metalleinsatz kann einen Spike des Thiele-Laufwerks aufnehmen
Bei der Serienversion wird die Dämpfungsschicht nicht mehr herausragen, sondern unter einer CDF-Platte verschwinden. Der Metalleinsatz kann einen Spike des Thiele-Laufwerks aufnehmen

Nach einer ganzen Reihe von Testscheiben und dem Tausch eines Tonarms samt Abtaster gibt es nicht den geringsten Zweifel an der segensreichen Wirkung der Basis, und deshalb haben wir einmal ausprobiert, was passiert, wenn man sie einfach ausschaltet. Sie hat dennoch einen eindeutig positiven Effekt auf den Klang. Selbst im inaktiven Zustand vermag sie das Niveau des Plattenspielers deutlich zu verbessern. Gibt es einen besseren Beweis für die hohe Qualität der Thieleschen Konstruktion?

Hersteller
Helmut Thiele
Adresse Helmut Thiele
Dr. Alfred-Herrhausen-Allee 52
47228 Duisburg
Telefon +49 2065 9003794
E-Mail info@helmut-thiele.com
Vertrieb
ATR - Audio Trade
Anschrift Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH
Schenkendorfstraße 29
D-45472 Mülheim an der Ruhr
Telefon +49 208 882660
E-Mail email@audiotra.de
Web www.audiotra.de

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  • Social Introtext Wer den Artikel über den Besuch bei Helmut Thiele gelesen hat, dürfte in etwa wissen, bei wie vielen Plattenspielern der Industriedesigner und Analog-Entwickler seine Finger im Spiel hatte, so auch beim Thorens New Reference. Dessen Konstruktion brachte ihm mit Produkten von Seismion in Kontakt, die er nun auch für die Active Damping Base verwendet.
Samstag, 27 März 2004 21:42

Helmut Thiele

Hersteller
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Mittwoch, 27 März 2024 03:31

Klangstarkes Update: Der STAX SRM-D10 II

Stax stellt mit dem neuen SRM- D10 II eine gegenüber dem SRM-D10 erheblich verbesserte Version des tragbaren Treiberverstärkers vor. Der Stax SRM-D10 II bietet modernste Funktionen, sorgfältig verarbeitete Komponenten und ein elegantes Design, um audiophilen und professionellen Anwendern ein unvergleichliches Hörerlebnis zu bieten.

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„Der SRM-D10 II verfügt im Vergleich zu seinem Vorgänger mit dem AKM4493 über einen besseren Decoder-Chip, der die Audioverarbeitung effizienter macht und einen echten Klangfortschritt bringt“, so Douglas Ip, Head of Sales & Marketing von STAX International. „Diese Version zeigt, dass wir uns auch der Verbesserung der Transportfähigkeit von STAX verschrieben haben, so dass STAX-Fans ihre In-Ears und Ohrlautsprecher mit einem hochwertigen tragbaren Verstärker unterwegs nutzen können. Idealerweise wird diese neue Version des tragbaren STAX- Verstärkers ein Teil jeder audiophilen mobilen Ausstattung."

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Highlights:

  • Verbesserte Klangqualität: Der SRM-D10 II verwendet eine neue Hardware-Dekodierung und hochwertige Audio-Kondensatoren
  • DSD und PCM-Unterstützung: Der SRM-D10 II kann hochauflösende Audioformate originalgetreu wiedergeben und unterstützt DSD-Abtastraten bis zu DSD256 und PCM- Abtastraten bis zu 384kHz/32bit.
  • Hochwertiger Leistungsverstärker: Der SRM-D10 II ist mit einem hochwertigen Leistungsverstärker ausgestattet, der eine herausragende Leistung und bemerkenswerte Kraft bietet.
  • Hohe Ausgangsspannung: Eine robuste Gleichstromvorspannung von 580 V erhöht die Ausgangsleistung des Verstärkers, was zu einem dynamischen und kraftvollen Klangbild führt.
  • Robustes Gehäuse aus Aluminium-Legierung: Das Gehäuse aus einer Aluminiumlegierung hat ein elegantes, modernes Design und bietet eine höhere Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit, so dass das SRM-D10 II für eine lange Lebensdauer ausgelegt ist.
  • Vielseitige Anschlussmöglichkeiten: Das SRM-D10 II unterstützt digitale USB- und analoge 3,5-Millimeter-Audioeingänge und bietet somit Flexibilität beim Anschluss an eine Vielzahl von Geräten.
  • Kompatibilität: Das SRM-D10 II wurde als Ergänzung zu allen STAX PRO-Kopfhörern entwickelt und sorgt dafür, dass Sie das volle Potenzial Ihrer Ohrhörer nutzen können.

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Hier ein genauerer Blick auf die wichtigsten Unterschiede, die den neuen D10 II auszeichnen:

  • Der neue Decoder-Chip: Der D10 II verfügt über einen besseren Decoderchip, der nun den AKM 4493 verwendet statt des ESS 9018.
  • Native DSD-Unterstützung: Beim D10 II unterstützt der USB-Eingang jetzt die native DSD- Hardwaredecodierung und bietet damit einen direkten Weg für DSD-Audiostreams. Aufgrund von Systembeschränkungen bleibt die DOP-Ausgabe auf Mac iOS-Systemen der Standard.
  • Erweiterte PCM-Unterstützung: Der D10 II erweitert seine Fähigkeiten, indem er am USB-Ausgang PCM-Unterstützung für 384kHz/32bit bietet - ein deutlicher Sprung gegenüber dem ursprünglichen D10 mit 192kHz/24bit. So kann man hochauflösende Audiodaten in noch größerer Detailtreue genießen.
  • Verbesserte Bauteile: Im D10 II wurden viele Widerstände und Kondensatoren, die sich direkt auf die Klangqualität auswirken, durch Samsung-Komponenten ersetzt. Darüber hinaus wurden sowohl die Röhren als auch die Kondensatoren verbessert, was zu einem verfeinerten und immersiven Hörerlebnis führt.
  • Klarheit und Offenheit: Eines der Hauptziele beim D10 II war es, das Problem der Klangtrübung zu lösen, das bei der älteren Version mit der Zeit auftrat. Das Ergebnis ist ein klareres und helleres Klangprofil mit subtilen Anpassungen, die eine gleichbleibend lebendige Audiowiedergabe gewährleisten.
  • Lange Akkulaufzeit: Mit einer Akkulaufzeit von circa 4,5 Stunden (analoger Eingang) / 3,5 Stunden (digitaler Eingang) können Sie den SRM D10 II auch unterwegs lange nutzen.
  • Der D10 II macht aus einem bemerkenswerten Produkt ein noch besseres und spiegelt das unermüdliche Engagement von STAX wider, seinem anspruchsvollen Publikum innovative Lösungen zu bieten.

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Technische Daten:

  • Nenneingangspegel: 230 mV (100 V am Ausgang)
  • Maximaler Eingangspegel: 10 V (minimale Lautstärke im Line In Eingang)
  • Verstärkung: 53 dB
  • Harmonische Verzerrung: ≤0,025 % / 1 kHz-10 kHz
  • Eingangsimpedanz: 10 KΩ (Line-In-Eingang)
  • Maximale Ausgangsspannung: 200 Vr.m.s / 100 Hz - 10 kHz
  • Versorgungsspannung: DC 5 V/9 V/12 V/15 V
  • Leistungsaufnahme: 6,4 W (USB-Eingang) 5 W (Line-In-Eingang)
  • Akkulaufzeit von ca. 4,5 Stunden (analoger Eingang) / 3,5 Stunden (digitaler Eingang)
  • DSD-Unterstützung: Bis zu DSD256
  • PCM-Unterstützung: Bis zu 384 kHz/32 bit
  • Ausgangsvorspannung: DC 580 V
  • Gehäuse-Material: Aluminium-Legierung
  • Eingangsoptionen: USB digital, 3,5mm analog
  • Kompatibilität: Geeignet für alle STAX PRO-Kopfhörer

Vertrieb
ATR - Audio Trade
Anschrift Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH
Schenkendorfstraße 29
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Der Phono-Entzerrer Model 505 des schwedischen Herstellers Moonriver Audio kommt in schlichtem Design daher und wendet sich an den ernsthaften Vinyl-Liebhaber, der ohne Bling Bling einfach Musik hören will. Hinter dieser heuer selten gewordenen Gerätephilosophie verbergen sich oft große HiFi-Perlen, mein Interesse ist geweckt!

Im Nachhinein, jetzt, wo dieser Testbericht fertig geschrieben und hier veröffentlicht ist, empfinde ich es als persönlichen Fauxpas, bisher noch nichts von diesen Schweden gehört zu haben. Moonriver Audio meine ich, und damit nicht nur, kein Gerät gehört zu haben, sondern diese Marke noch nicht einmal gekannt zu haben. Schande über mich! Dies darf als kleiner Fingerzeig gewertet werden, wohin die Testreise dieses Mal führt, aber der Reihe nach. Zu meiner Ehrenrettung darf ich vorbringen, dass die vom Chefentwickler George Polychronidis gegründete Firma erst seit 2015 besteht und bis dato lediglich den Vollverstärker Model 404 (Reference) im Portfolio hatte.

Der Name Moonriver Audio ist inspiriert durch das berühmte Lied „Moon River“ von Audrey Hepburn aus dem Film Breakfast at Tiffany´s. Streng genommen trägt der Markenname noch den Zusatz „Fågelsång“ (deutsch: Vogelgesang), soviel Romantik hätte ich den als sachlich und pragmatisch geltenden Skandinaviern gar nicht zugetraut. Gleichwohl wird jedem Besucher der Webseite moonriveraudio.com durch einen kurzen, aber vielsagenden Videoclip unmittelbar klar, dass hier high-fidele Überzeugungstäter am Werk sind. Markenphilosophisch kombiniert das in Malmö ansässige Unternehmen eine Verknüpfung aus Vintage und zeitgenössischer Audiowiedergabe. Dabei setzen sie nach eigenem Bekunden jede verfügbare Technologie ein, ohne dabei dogmatisch auf ein bestimmtes Konstruktionsprinzip festgelegt zu sein, seien es diskrete Schaltungen, integrierte Schaltkreise oder Röhren. Alle Geräte werden in Schweden entwickelt und dort von Hand zusammengebaut; grundsätzlich gewährt Moonriver Audio auf seine Produkte eine dreijährige Herstellergarantie.

Rundum gelungenes Erscheinungsbild: Die Moonriver 505 Phonovorstufe glänzt auf ihrer symmetrisch gestalteten Front durch übersichtliche, intuitiv bedienbare Funktionselemente sowie angenehm dezente Beleuchtung
Rundum gelungenes Erscheinungsbild: Die Moonriver 505 Phonovorstufe glänzt auf ihrer symmetrisch gestalteten Front durch übersichtliche, intuitiv bedienbare Funktionselemente sowie angenehm dezente Beleuchtung

Unser vom deutschen Vertrieb Uwe Heile Audio Offensive bereitgestelltes Testgerät hört auf den etwas staksigen Namen Moonriver Audio Model 505 Hybrid Stereo Phono EQ Stage und wechselt für 5000 Euro den Besitzer. Eine Phonovorstufe also, die ich im Folgenden gerne einfach „die 505“ nennen möchte. Bei „Hybrid“ dachte ich natürlich zunächst an einen Mix aus diskreten Bauteilen und Röhren, doch weit gefehlt. Die vierstufige Schaltung besteht aus einer SMD-bestückten Eingangsstufe, gefolgt von der Entzerrung per Operationsverstärker, der eigentlichen Verstärkerstufe sowie der diskret aufgebauten Ausgangsstufe.

Bereits das eigentliche Auspacken des Geräts bereitete mir viel Freude. Gute Geräte erzählen dabei nämlich schon eine ganze Menge über sich beziehungsweise seinen Entwickler, so wie unser Model 505: Das Gehäuse der Phonovorstufe könnte auch locker einen Vollverstärker beherbergen und seine zwölf Kilogramm Gewicht deuteten gleich schon mal auf eine anständige Stromversorgung hin. Eine Fernbedienung habe ich nicht im Karton vorgefunden, der Schwede (oder die Schwedin?) war mir daher auf Anhieb sympathisch. Auf der symmetrisch gestalteten Front erblickte ich auch kein Display. Mensch George, wie für mich persönlich designt!


Großartige Funktionsvielfalt: Wer es auf die Spitze treiben möchte, schließt bis zu vier Tonabnehmer beziehungsweise Plattenspieler gleichzeitig an und mixt MM- und MC-Tonabnehmer dabei in beliebiger Anzahl. Sowohl die MM- als auch die MC-Zweige verfügen über sechs unterschiedliche Verstärkungsfaktoren
Großartige Funktionsvielfalt: Wer es auf die Spitze treiben möchte, schließt bis zu vier Tonabnehmer beziehungsweise Plattenspieler gleichzeitig an und mixt MM- und MC-Tonabnehmer dabei in beliebiger Anzahl. Sowohl die MM- als auch die MC-Zweige verfügen über sechs unterschiedliche Verstärkungsfaktoren

Beim auf vier einfachen Gummifüßen ruhenden Model 505 fehlt jede optische Effekthascherei, es sei denn, man wollte die schmalen Walnusswangen links und rechts der Frontblende so einordnen. Alle die einzelnen Betriebszustände indizierenden Lämpchen, die sich sogar dimmen beziehungsweise ganz abschalten lassen, leuchten in einem angenehm zurückhaltenden Orangeton, der mit den Schriftzügen harmoniert. Ich verstehe bis heute nicht, wieso viele Hersteller hier kaltblaue, hell-grelle Lämpchen verbauen, die wirken, als würden Jedi-Ritter mit ihren Lichtschwertern kämpfen. Die eigentliche Bedienung des Geräts ist dank der übersichtlichen und aufgeräumten Front selbsterklärend. Und traut der Bediener seiner Intuition doch einmal nicht, hilft der Blick in die sehr ausführliche und umfassende Bedienungsanleitung.

Die enorme Praxistauglichkeit setzt sich in den eigentlichen Funktionen fort. Separate MM- und MC-Zweige sind obligatorisch, ebenso wie die Umschaltung zwischen Mono und Stereo. Neben der klassischen RIAA-Entzerrung bietet die 505 sogar die Decca 78 Kurve an, das ist schon nicht mehr die Regel. Die MM-Impedanz lässt sich neben dem 47 Kiloohm-Standard noch auf die Werte 22 und 75 setzen. Sowohl der MM- als auch der MC-Zweig verfügen jeweils über gleich sechs unterschiedliche Verstärkungsfaktoren. MM-Eingangskapazität und MC-Impedanz lassen sich sehr praxisgerecht auf diverse Werte einstellen, nur Erbsenzähler brauchen hier noch weitere Zwischenschritte. Die Geräterückseite macht einen ebenso blendenden Eindruck wie die Vorderseite. Einmal geht es mit XLR symmetrisch rein, einmal genauso raus, oder wahlweise viermal per RCA hinein und zweimal via RCA wieder hinaus; jeder Eingang hat eine eigene Erdungsklemme.

Vernünftige Auslegung: Eingangsimpedanzen (MM und MC) sowie Eingangskapazität (MM) sind sehr praxisgerecht und reichen für alle Lebenslagen. Eine Decca 78 Entzerrung gibt es obendrein
Vernünftige Auslegung: Eingangsimpedanzen (MM und MC) sowie Eingangskapazität (MM) sind sehr praxisgerecht und reichen für alle Lebenslagen. Eine Decca 78 Entzerrung gibt es obendrein

Im Inneren stellt der Netztrafo insgesamt sechs Abzapfungen – sprich: Spannungen – für die unterschiedlichen Schaltkreise und Verstärkerstufen bereit, dem Vernehmen nach alle jeweils mit eigenem dynamikschonenden Regelkreis. Die 70.000 Mikrofarad Siebung stünden so manchem Verstärker gut zu Gesicht, und das gesamte Layout ist konsequent in Doppel-Mono-Bauweise aufgebaut. Wenn ich jetzt doch noch irgendwo ein kleines Doppel-Triödchen entdecken könnte… Vielleicht spendiert George Polychronidis ja zukünftig noch eine Röhren-bestückte Verstärkungsstufe und der Gerätebezeichnung dann den Zusatz „Reference“! Ich schweife ab, macht das Gerät bisher doch einen mehr als überzeugenden Eindruck und lässt den aufgerufenen Preis sehr angemessen erscheinen. Die Verarbeitungsqualität ist nämlich exzellent, das Gehäuse sehr stabil und verwindungssteif. Auch die Bedienknöpfe machten einen sehr guten haptischen Eindruck und die Aussicht darauf, keine Mäuseklaviere bedienen zu müssen, erhellte meine Stimmung zusätzlich.

Doch nach der Pflicht folgt die entscheidende Kür, nämlich der Hörtest. Und was ich da zu hören bekam, hat mich völlig fasziniert, und zwar umso mehr, je länger ich diese Phonovorstufe hörte. Sehr lange bin ich der 505 nämlich einfach nicht auf die Schliche gekommen, sie hat sich bar ausgeprägten Eigenklangs schlichtweg unsichtbar gemacht. Langweilig-perfekte Neutralität? Fehlende Euphonie? Nein. Vielmehr schlich sie sich zunächst durch ihre extrem ausgeprägten dynamischen Fähigkeiten, sowohl im Groben wie im Feinen, quasi durch die Hintertür in mein Herz.


Aufgeräumte Rückseite: Die Anschlüsse lassen keine Fragen offen. Immerhin ein Eingang ist via XLR-Buchsen für die symmetrische Signalverarbeitung ausgelegt, den entsprechenden Ausgang gibt es natürlich ebenfalls
Aufgeräumte Rückseite: Die Anschlüsse lassen keine Fragen offen. Immerhin ein Eingang ist via XLR-Buchsen für die symmetrische Signalverarbeitung ausgelegt, den entsprechenden Ausgang gibt es natürlich ebenfalls

Grobdynamisch überzeugten mich zum Beispiel „Überlin“ des Albums Collapse into now von R.E.M. (Warner Brothers, 2011) sowie „Man on the Moon“, „Everybody Hurts“ oder „Nightswimming“ (Automatic for the People, Warner Bros. Records, 1992). Bei hohen Lautstärken lotete ich aus, ob die 505 etwaige Schwächen offenbarte. Keineswegs. Ansatzlos und zackig rockte sie los, dass kein Auge trocken blieb, das Pflichtenheft wurde vollends erfüllt. In ähnlicher Qualität bekommen das grobe Haudraufs auch andernorts hin, aber mit welch feiner Diktion die 505 Feindynamisches herausschälte, war noch faszinierender, wie zum Beispiel in der Rock-Ballade „Ride on“ von AC/DC (Dirty Deeds Done Dirt Cheap, Atlantic Records, 1976). Das Darstellen feinster Nuancen von Beckenanschlägen oder des Wischens der Finger über die Saiten einer E-Gitarre beim Umgreifen gaben der Musik erst ihre volle Authentizität. Die Klangfarben waren dabei insgesamt stets minimal hell timbriert, ohne dabei jemals kühl oder analytisch zu wirken. Das war aber dem hohen Auflösungsvermögen sehr zuträglich, gleichwohl: Ich hatte schon Mühe, mich wirklich auf einzelne Töne oder Geräusche zu konzentrieren, denn stets wurde ich vom musikalischen Fluss sowie der Spielfreude und den rhythmischen Fähigkeiten dieser Phono-Vorstufe mitgerissen.

Blitzsauberer Doppel-Mono-Aufbau: Auf den Platinen finden sich SMDs, ICs und diskrete Bauelemente des „hybriden“ Schaltungskonzept
Blitzsauberer Doppel-Mono-Aufbau: Auf den Platinen finden sich SMDs, ICs und diskrete Bauelemente des „hybriden“ Schaltungskonzept

Qualitativ konnte ich übrigens keinerlei Unterschiede zwischen dem MM- und dem MC-Zeig ausmachen. Hier kommen wir dann doch zurück zum Thema des persönlichen Geschmacks: Die 505 macht die Unterschiede verschiedener Pick-ups sehr deutlich hörbar und „erlaubt“ quasi über die Tonabnehmerwahl die Anpassung an den eigenen Hörgeschmack. Wer mag, stellt sich vier identische Plattenspieler mit jeweils der gleichen Platte und vier unterschiedlichen Tonabnehmern hin und schließt alle gleichzeitig an die 505 an. Der Wahlschalter auf der Front erlaubt das Umschalten der vier Eingänge im laufenden Betrieb, dem Spieltrieb sind hier also keine Grenzen gesetzt.

Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ (Yehudi Menuhin, His Master´s Voice, 1985) überzeugten durch eine spielerisch leichte, fast federnde und sehr lebendige Tieftonwiedergabe. Das Album Aion (4Ad, 1990) von Dead Can Dance mit Tracks im Renaissance-Stil mit gregorianischem Gesang und anderen traditionelleren Liedern mit altertümlichen Instrumenten wie Drehleier oder Dudelsack kam wieselflink und völlig schlackenfrei im Tiefton daher. Überhaupt erstreckte sich diese spielerische Leichtigkeit bruchlos über das gesamte Frequenzspektrum. Ich hörte Platte um Platte und könnte diese Lobhudelei jetzt noch beliebig fortsetzen. Vielleicht nur noch eine Bemerkung zum aus meiner Sicht bis heute unerreichten atmosphärischen Meisterwerk The Joshua Tree von U2 (Island Records, 1987). Ich habe die Scheibe am Stück durchgehört, wie von einem auf den anderen Augenblick rauschte leise die Auslaufrille und rüttelte mich wieder wach. Spätestens jetzt war klar, wie sehr sich mit der 505 in die Musik abtauchen lässt.

Ab in die Ecke: Der feiste Ringkerntrafo sitzt direkt hinter der Frontplatte, zum Schutz vor Einstreuungen in die empfindliche Phonosektion durch ein dickes Blech abgeschirmt
Ab in die Ecke: Der feiste Ringkerntrafo sitzt direkt hinter der Frontplatte, zum Schutz vor Einstreuungen in die empfindliche Phonosektion durch ein dickes Blech abgeschirmt


Hat diese Phonovorstufe überhaupt irgendwelche Schwächen? Nein. Punkt. Wer allerdings Schönfärberei und einlullende euphonische Wärme mit Zuckerguss sucht, ist hier falsch. Die 505 besticht durch ihre enorme Transparenz und das Hörbarmachen subtilster Informationen, ohne dabei jemals ins Analytische abzudriften. Ich scheue mich wirklich, das Wort „Perfektion“ im Zusammenhang mit HiFi-Komponenten zu verwenden, zu unterschiedlich sind Geschmäcker und zu groß ist die Gefahr der Abnutzung bei inflationärem Gebrauch derartiger Attribute. Aber hinsichtlich ihrer tonalen Durchlässigkeit und dem Vermögen, der Musik keinerlei Eigenklang hinzuzufügen, halte ich die 505 durchaus für perfekt. Das Schöne an diesem Gerät ist, dass es beim Hörer nachhaltig wirkt, denn die beschriebenen Stärken offenbaren sich erst nach längerem Hören, ab dann bleibt diese Faszination ohne Abnutzungserscheinungen bestehen. Insofern betrübt es mich, dass ich diesen Phonovorverstärker jetzt wieder zurückgeben muss; derlei Sentimentalitäten passieren mir eher selten und schon gar nicht, wenn sich keine einzige Röhre in einem Gerät befindet. Chapeau, George Polychronidis!

Nettes Feature: Es mag MM-Tonabnehmer geben, bei denen das Abweichen von den standardmäßigen 47 Kiloohm für die MM-Impedanz Vorteile bringt
Nettes Feature: Es mag MM-Tonabnehmer geben, bei denen das Abweichen von den standardmäßigen 47 Kiloohm für die MM-Impedanz Vorteile bringt

STATEMENT

Wer einen klanglich reifen und im besten Sinne neutralen Phonoentzerrer sucht, der höre sich die Model 505 Hybrid Stereo Phono EQ Stage von Moonriver Audio intensiv an. Dieses High-End-Gerät reinsten Wassers nimmt sich angenehm unauffällig zurück, reicht die Musik einfach durch und ermöglicht ermüdungsfreies Langzeithören. Dank purer Spielfreude und praxisgerechter Ausstattung im Gepäck kann der Musik-Connaisseur das Thema Phonovorstufe mit der 505 für immer ad acta legen.
Gehört mit
Vollverstärker Almarro A205A MkII
Plattenspieler Pro-Ject Debut PRO + Plattenpuck PRO
Tonabnehmer Pro-Ject Pick it PRO, Ortofon Quintet Red
Lautsprecher Diverse DIY Vollbereichsbreitbänder: Open Baffle (Ciare CH250), Transmissionline (Seas FA22RCZ & Seas Exotic F8), Tapered Quarter Wave Tube (Tang Band W8-1772), Backloaded Horn (Fostex FE206En)
Zubehör Dynamikks! Speakerlink I, Phono NF-Kabel Pro-Ject Connect-it RCA-E
Möbel Hi-Fi Racks Ltd
Herstellerangaben
Moonriver Audio Model 505 Hybrid Stereo Phono EQ Stage
Geräteart Phono-Vorverstärker
Verstärkungsfaktor MM: 34dB, 40dB, 44dB, 50dB, 54dB, 58dB; MC: 48dB, 54dB, 58dB, 64dB, 68dB, 72dB
Eingänge 4, davon 1x XLR/RCA wahlweise, 3x RCA
Eingangsimpedanz MM: 22kOhm, 47kOhm, 75kOhm; MC: 10Ohm, 47Ohm, 100Ohm, 470Ohm, 1000Ohm, variabel (benutzerdefiniert zwischen 0 und 820Ohm)
Eingangskapazität MM: 100pF, 220pF, 330pF, 470pF, 680pF; MC: -
Ausgänge 2x RCA, 1x XLR
Entzerrungskurven RIAA und Decca/Columbia
Ausgangsimpedanz <100Ohm
Gehäusefarbe Schwarz mit Walnusselementen seitlich der Front
Abmessungen (B x T x H) 430mm x 390mm x 135mm
Gewicht 11kg
Preis 5000 Euro

Vertrieb
Audio Offensive Hifi-Vertrieb
Anschrift Inhaber: Uwe Heile
Münchener Str. 5
14612 Falkensee
Telefon +49 3322 2131655
Mobil +49 172 3844155
E-Mail info@audio-offensive.de
Web www.audio-offensive.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/24-03-26_moonriver
  • Social Introtext Der Phono-Entzerrer Model 505 des schwedischen Herstellers Moonriver Audio kommt in schlichtem Design daher und wendet sich an den ernsthaften Vinyl-Liebhaber, der ohne Bling Bling einfach Musik hören will. Hinter dieser heuer selten gewordenen Gerätephilosophie verbergen sich oft große HiFi-Perlen, mein Interesse ist geweckt!
Mittwoch, 24 März 2004 19:18

Audio-Freak

Vertrieb
Audio-Freak – Markus Wierl GmbH
Anschrift Wacholderweg 10
86836 Klosterlechfeld
Telefon +49 151 22316655
E-Mail info@audio-freak.de
Web audio-freak.de

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